Immer mehr Favelabewohner bestellen sich Internet für zuhause: Ellen, 31, und Ana Beatriz, 20, arbeiten bei einer Niederlassung von “Matrix Telecom” in der Rocinha. Die beiden beantworten Anfragen, koordinieren die Verlegung der WLAN-Anschlüsse. In dem kahlen Mini-Büro direkt an der Hauptstraße stehen nur ein Schreibtisch, Computer, Stühle, Telefon.
Seit zwei Jahren gibt es die Favela-Filiale von “Matrix Telecom” in der Rocinha – also erst seitdem die Polizei in der Favela präsent ist. Die Mitarbeiterinnen sagen nach einem Blick in die Excel-Tabelle, dass sie inzwischen “889 Klienten” in ihrer Kundenliste hätten. Das klinge zwar erstmal nicht nach viel – “aber es gibt ja auch viele andere Internet-Anbieter in der Rocinha”. Ein Geschäftsmann hat sogar sein Internetcafé dichtgemacht und in einen WLAN-Anbieter verwandelt. Auch wenn die Mehrheit der Favelabewohner immer noch auf dem Mobiltelefon surft und viele die günstigen Internetpakete der Telefonanbieter nutzen, steigt die Nachfrage nach WLAN-Anschlüssen.
Die Kunden haben die Wahl zwischen verschiedenen Geschwindigkeiten, zwischen “1 Mega” bis zu “20 Mega” – bei unbegrenzter Downloadmenge. Die Mehrheit entscheidet sich für die zweitgünstigste und mittelschnelle Lösung von “2 Mega”, die monatlich 49,90 Reais, etwa 15 Euro kostet. Der Finanzstatus der Kunden ist keine Barriere, wie die Firma auf dem Werbeflyer betont: Internet könne beantragt werden, ohne dass die Kreditwürdigkeit durch eine SPC- und SERASA-Abfrage (analog der deutschen Schufa-Auskunft) nachgewiesen werden muss.