In Rio de Janeiro haben Kriminelle einen Stau als Gelegenheit genutzt, um leichte Beute zu machen. Sie kletterten dabei durch Löcher in den Schallschutzwänden, die die Favelas von der Schnellstraße trennt, die vom Flughafen in die Stadt führt.
Die Schallschutzwände wurden vermutlich auch gebaut, um die Sicht der Touristen auf die Favelas bei der Fahrt nach Rio einzuschränken – sie sind mit Kinderzeichnungen bemalt, allerdings mittlerweile an vielen Stellen durchgebrochen. Durch die zahlreichen Löcher können Favelabewohner leicht durchklettern, etwa Verkäufer, die am Straßenrand auf Kundschaft warten – oder in diesem Fall die Kriminellen.
Bewaffneter Raubüberfall auf der Schnellstraße
Auf der Höhe des Complexo da Maré raubte eine bewaffnete Gruppe mindestens vier Autofahrer aus, die morgens in einem Stau im Fließverkehr standen – wie im Selbstbedienungsladen. Als sie bei ihrem Raubzug Kreditkarten, Uhren und Handys einsammelten, flüchteten einige andere Fahrer aus Angst vor den bewaffneten Räubern einfach aus ihren Autos und liefen weg.
Auch am vergangenen Samstag war es bereits zu einem Überfall auf der Schnellstraße gekommen. In den sozialen Netzwerken wurde darüber diskutiert, dass sich einige Gangster auch als Verkäufer ausgeben würden – die an die Autos herantreten, um vorgeblich ihre Ware anzubieten und dann eine Waffe ziehen. Zahlreiche Favelabewohner versuchen sich über Wasser zu halten, indem sie stundenlang an den Straßenrändern in Rios Nordzone stehen, um Autofahrern Ladekabel, Getränke oder Essen zu verkaufen – für sie sind die Vorwürfe geschäftsschädigend. Aber auch für sie ist jeder Stau ein Glück.