Schießerei: Gondelbahn im Alemão schließt eine Stunde lang

Seilbahn im Complexo do Alemão (Credits: BuzzingCities)

Seilbahn im Complexo do Alemão (Credits: BuzzingCities)

Die Gondelbahn, die über die Favelasiedlungen des Complexo do Alemão schwebt, ist ein Leuchtturmprojekt, das im Rahmen der Großevents entstanden ist: Seit 2011 soll sie den Favelabewohnern den Transport zwischen den riesigen Siedlungen des Alemão erleichtern, als Attraktion auch Touristen in die unattraktive Nordzone locken und durch Ausstellungen und Events in den Seilbahnstationen als Community-Plattform wirken.

Doch immer wieder wurde der Betrieb in den vergangenen Monaten aufgrund von Schießereien zeitweise eingestellt. Auch an diesem Samstagmorgen mussten die Seilbahnfahrten für eine Stunde unterbrochen werden — UPP-Polizisten wurden auf einer Routine-Patrouille von Drogengangstern angegriffen, eine Schießerei zwischen Sicherheitskräften und UPP-Polizisten hätte die Fahrt in ein Risiko verwandelt.

Favela-Spendenaktion: Kinderfest im Complexo do Alemão

Proteste Complexo do Alemão (Credit: Julia Jaroschewski)

Complexo do Alemão (Credit: Julia Jaroschewski)

Fast kein Tag vergeht in den Favelasiedlungen des Complexo do Alemão im Norden von Rio ohne Schusswechsel, Kinder müssen sich bei Schießereien im Klassenzimmer auf den Boden ducken, um nicht von Querschlägern getroffen zu werden. Oft fällt die Schule aus.

Den engen Häusern zu entkommen, auf den Gassen zu spielen, ist bei der anhaltenden Gewalt im Complexo do Alemão wie russisches Roulette: Der 10-jährige Eduardo wurde im Frühjahr im Complexo von Polizisten erschossen, als er kurz vor der Tür seines Hauses saß.

Zum Kindertag am 10. Oktober 2015 will die NGO Ama- Associação Mulheres De Atitude (AMA) aus dem Alemão die Favelakids mit ein paar unbeschwerten Stunden beschenken. „Das Complexo do Alemão durchlebt schreckliche Zeiten, deswegen wollen wir ein Fest mit vielen Spielsachen, Süssigkeiten und Aktionen für 1000 Kinder veranstalten, damit wenigstens an diesem Tag ein bisschen Gefühl von Frieden inmitten dieses urbanen Krieges aufkommt“, sagt Lucia Maria Oliveira, Gründerin von AMA.

Drachenverkauf im Complexo do Alemão (Credits: BuzzingCities)

Drachenverkauf im Complexo do Alemão (Credits: BuzzingCities)

Die Idee: Statt mit Plastikpuppen und Autos sollen die Kinder mit Spielsachen beschenkt werden, mit denen die ältere Favela-Generation aufgewachsen ist – wie mit Murmeln, Kreiseln oder Drachen. Für das Fest sammelt Lucia Maria Oliveira Geld- und Sachspenden.

 

SHORTS: 

Kinderfest: 10. Oktober, 10 – 17 Uhr in der Avenida Itaoca 2015, Inhauma

Abgabepunkt für Geschenke (außerhalb der Favela): Lucia Maria Oliveira, ponto Av. Itaoca 2015 condomínio Jardim Beija flor

Kontakt: Lucia Maria Oliveira, 21-988110220- 998134341, amamulheresdeatitide@gmail.com

Erfolgreiches Favela-Crowdfunding: Geschafft!!!!!

Ein dickes Dankeschön nochmal an alle unsere Supporter, die uns beim Crowdfunding unterstützt haben: Ihr seid toll! Es war ein knapper, stressiger Endspurt diese Woche – aber wir haben es zusammen geschafft. Und sind gerade auch ziemlich geschafft.

Crowdfunding bedeutet nicht einfach Geld einzusammeln, sondern viel Arbeit, Überwindung und verdammt viel Zeitaufwand. Wir werden noch einen Crowdfunding-Bericht zusammenstellen, um allen, die es versuchen möchten, mit unseren Erfahrungen den Weg ein bisschen zu erleichtern.

Wir halten euch auf dem Laufenden, wie es mit dem Projekt weitergeht und wann genau wir wieder nach Rio fliegen. Jetzt erstmal: Euch allen schöne Weihnachten und einen grandiosen Start ins neue Jahr! Abraços!

Wir crowdfunden – Endspurt!!!!!

Wir wollen auch nach der Fußball-WM weiter recherchieren, was in den Favelas von Rio de Janeiro passiert. Dafür brauchen wir Eure Unterstützung.

Wir würden uns freuen, wenn Ihr Lust habt, uns bei der Crowdfunding-Plattform Startnext zu unterstützen, damit wir unsere Arbeit weiter verfolgen können – und das Material, das wir gesammelt haben, auch in eine Kurz-Doku zu verwandeln. Weitersagen, Twittern, Facebooken und Verteilen über sonstige Kanäle hilft natürlich auch.

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Was wir so tun und vorhaben, ein paar gute Gründe uns zu unterstützen und was mit dem Geld bei erfolgreichem Crowdfunding passieren soll, könnt Ihr bei Startnext nachlesen.

Drogenkrieg in Rio: Disput in der Mangueira

Mangueira: Gewalteskalation nach der WM (Foto: BuzzingCities)

Mangueira: Gewalteskalation nach der WM (Foto: BuzzingCities)

Nach dem Ende der WM hat die Gewalt in mehreren besetzten Favelas erneut zugenommen – durch Konflikte zwischen rivalisierenden Gangs und Zusammenstöße mit der Polizei. In der Favela Mangueira im Norden von Rio de Janeiro bekriegen sich drei Banden. Die Bewohner haben Angst, auf der Straße bei Schießereien verletzt zu werden.

Startschuss für den Drogenkrieg war die Ermordung eines Ex-Drogenchefs, Francisco Paulo Testas alias “Tuchinha”. Der 50-Jährige war Anfang September von Killern auf einem Motorrad exekutiert wurden, vermutlich war “Tuchinha” in einen Hinterhalt gelockt worden.

31 Jahre Haft, erst drei Jahre in Freiheit

Er war früher Drogenboss der Mangueira gewesen, einem wichtigen Drogenumschlagsplatz in Rio, in der Nähe des Maracanã. “Tuchinha” wurde verhaftet und verbrachte 21 Jahre im Gefängnis. Seit er vor drei Jahren entlassen wurde, kümmerte er sich um andere Ex-Dealer, die aus dem Drogenhandel aussteigen wollten und vermittelte bei Konflikten.

Er engagierte sich auch in der Anwohnervereinigung der Favela, die die Interessen der Anwohner vertreten soll, aber oftmals von den Drogengangs unterwandert ist. Unklar ist, ob “Tuchinha” selbst wieder im Drogenhandel tätig war. Anlass des Mordes könnten auch Streitigkeiten zwischen ihm und seinem Bruder sowie einem inhaftierten Drogengangster gewesen sein.

Massive Polizeipräsenz

Seit seinem Tod kommt es verstärkt zu Konflikten zwischen den Banden, aber auch zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die Mangueira ist seit 2011 besetzt. Als wir mit den Bewohnern das WM-Finale angesehen haben, war die Polizeipräsenz massiv – unter anderem mit mehreren Straßensperren und -kontrollen innerhalb der Favela.

Polizeisperre in der Favela (Foto: BuzzingCities)

Polizeisperre in der Favela (Foto: BuzzingCities)

In der vergangenen Woche wurde bei einer Schießerei mit Drogengangstern ein Polizist erschossen, ein weiterer angeschossen. Bei einer Polizeioperation am Dienstag wurden in einem Haus in der Mangueira kartonweise Drogen wie Kokapaste oder Ecstasy, ein Sturmgewehr, Munition, Militäruniformen und eine Handgranate sichergestellt.

#FavelasOnline bei der Social Media Week Berlin

Social Media Week Berlin

Wie Social Media Politik, Medien, Wirtschaft, Wissenschaft, Städte, Kultur und irgendwie alles verändert wird die Social Media Week Berlin vom 22. bis 26. September 2014 ausloten. Die meisten Veranstaltungen sind kostenlos, für bestimmte Workshops und Veranstaltungen muss ein Ticket erworben werden. Wir werden auch dabei sein:

“Julia Jaroschewski and Sonja Peteranderl will focus on the digitalisation and changes in the slums of Rio de Janeiro. Although the attention of the mainstream media has waned post World Cup, Favela residents are using social networks to warn of shootings, search for lost friends and make human rights violations public.”

In Kürze mehr.