Polizeigewalt: Folter und Vergewaltigungen in Rio de Janeiro

Von staatlichen Sicherheitskräften vergewaltigte Frauen und Teenager mit brutalen Wunden am ganzen Körper, nackt auf der Straße zurückgelassen: Neue Skandale erschüttern das Vertrauen in Rio de Janeiros Polizei.

Am 14. Januar 2016 wurden acht Militärpolizisten der UPP-Polizeieinheit für die Favelas Coroa, Fallet und Fogueteiro im Stadtteil Santa Teresa festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen, vier Jugendliche zwischen 13 und 23 Jahren brutal gefoltert und dann ohne Kleidung auf einer Straße zurückgelassen zu haben.

Die Jugendlichen waren an Weihnachten gegen vier Uhr morgens auf dem Heimweg von einer Party gewesen, als sie von den Polizisten gestoppt wurden, die sie festhielten — und sie beschuldigten, Kriminelle zu sein. Mit einem Schnittmesser und einem Feuerzeug quälten die Polizisten die Jugendlichen und fügten ihnen Wunden an den Armen, Beinen, im Gesicht und einem der Jugendlichen auch an den Hoden zu. Mit dem Feuerzeug fackelten sie ihnen Haare ab.Bildschirmfoto 2016-01-18 um 18.16.51

Sie zwangen die Teenager zum gegenseitigen Oralsex und filmten die Szene. „Wir haben gebettelt, dass sie aufhören“, sagte einer der Jugendlichen zu einem brasilianischen Nachrichtenportal. „Sie haben dann noch härter zugeschlagen.“ Die Polizisten zwangen die Teenager, sich auszuziehen und ließen sie nackt auf der Straße stehen. Sie sollen den Jugendlichen auch mehr als 400 Reais, ihre Kappen und Sandalen gestohlen haben.

Als die Jugendlichen die Folter anzeigen wollten, trafen sie auf der Polizeistation erneut auf ihre Peiniger: Sie bedrohten sie, keine Anzeige aufzugeben.

Für die Befriedungspolizei UPP, die ein neues Vertrauensverhältnis zu den Favelabewohnern herstellen sollte, sind die Skandale ein erneuter Rückschlag – die Staatsgewalt, die eigentlich nach der langjährigen Herrschaft der Drogengangs für Justiz in den Favelas sorgen sollte, wird ad absurdum geführt. Ein neues Phänomen ist allerdings, dass Polizisten überhaupt belangt werden – in der Vergangenheit konnten sie sich ungestört und ohne juristische Konsequenzen an den Favelabewohnern vergreifen.

In der Favela Rocinha hat eine 30-jährige Studentin zwei Soldaten der Bope-Spezialeinheit nach ihrer Vergewaltigung angezeigt. Auch sie kam am 25. Dezember gegen sechs Uhr nachhause, als sie auf dem Weg an einem angeschossenen Mann vorbeikam. Die anwesenden Polizisten schickten sie in eine enge Gasse hinein, einer der Männer hielt sie an den Haaren fest und vergewaltigte sie. Die Frau glaubt, dass es noch mehrere Fälle wie ihren gibt – aber dass sich kaum jemand traut, sexuellen Missbrauch und Vergewaltigungen anzuzeigen. “Ich habe Angst, weil ich nicht glaube, dass so für Gerechtigkeit gesorgt wird, wie es sein müsste”, sagte sie.

Was Brasilien 2016 beschäftigen wird

Proteste Complexo do Alemão (Credit: Julia Jaroschewski)

Proteste Complexo do Alemão (Credit: Julia Jaroschewski)

# Die Wirtschaftskrise

Vom boomenden lateinamerikanischen Global Player zum Krisenstaat – im Jahr der Olympischen Spiele kämpft Brasilien mit einer hohen Inflationsrate, Kürzungen in allen Bereichen und einem historischen Misstrauen in die Präsidentin und das politische System (allerdings ohne Alternative).

“By the end of 2016 Brazil’s economy may be 8% smaller than it was in the first quarter of 2014, when it last saw growth; GDP per person could be down by a fifth since its peak in 2010, which is not as bad as the situation in Greece, but not far off. Two ratings agencies have demoted Brazilian debt to junk status. Joaquim Levy, who was appointed as finance minister last January with a mandate to cut the deficit, quit in December. Any country where it is hard to tell the difference between the inflation rate—which has edged into double digits—and the president’s approval rating—currently 12%, having dipped into single figures—has a serious problem”

# Die Korruption

Der tiefgreifende Korruptionsskandal rund um die staatliche Energiefirma Petrobras, der alle großen Parteien betrifft, lässt das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik noch weiter erodieren. Immerhin: In Brasilien folgen jetzt Hausdurchsuchungen und Verfahren gegen Politiker – während in Ländern wie Mexiko auf Korruptionsskandale keine juristischen Konsequenzen folgen.

# Die Olympischen Spiele

Brasilien wird 2016 zum Schauplatz der Olympischen Spiele, doch die – auf Rio begrenzten – Spiele werden noch weniger als Droge für das Volk funktionieren als die Fußball-WM. Die WM konnte zwar ohne größere Risiken für Touristen stattfinden, in den Favelas und auch in den wohlhabenderen Vierteln ist die Gewalt aber seitdem eskaliert, auch die Zahl der Überfälle ist in Rio de Janeiro gestiegen. Einerseits wurden im Rahmen der Großereignisse zwar wichtige Infrastrukturprojekte wie Metro-Stationen oder Museen wie das Museo da Amanha vorangetrieben – doch noch drängendere Probleme wie die mangelnde Abwasserregelung und die problematische Gesundheitsversorgung wurden nicht nachhaltig angegangen.

# Die Zukunft der UPP

In den Favelas von Rio de Janeiro ist die Gewalt das Thema Nummer 1. Die Befriedungspolizei UPP ist in vielen Favelas zum unliebsamen Verwalter einer staatlichen Ordung mutiert, die einerseits nicht durchgreifen kann, andererseits das Vertrauen der Bevölkerung durch unangemessene Polizeigewalt verloren hat. Rios Drogengangs erobern sich ihr Terrain zurück. Immerhin hat die junge der Generation mit dem Ausblick in eine andere Zeit in den vergangen Jahren eine neue Perspektive gewonnen – und gelernt, ihre Stimme zu erheben.

Im neuen WIRED Magazin: Die Zeugen der Gewalt

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Smartphones und soziale Netzwerke sind die digitalen Waffen der jungen Favelageneration: Sie machen positive Trends, aber auch die Gewalt sichtbar — und kämpfen gegen den Machtmissbrauch der Polizei an. Das Team der “Voz da Comunidade” aus dem Complexo do Alemão setzt sich seit einer Dekade für den Wandel im Complexo ein, einem der gefährlichsten Favelagebiete Rio de Janeiros.

Die neue WIRED Germany erzählt in einer Reportage vom Kampf der “Voz” gegen die Gewalt – Julia hat den Text geschrieben, Bruno Itan aus dem Complexo do Alemão fotografiert. Hier ein First Look (Auszug):

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Passend zum Jubiläum: Die “Voz da Comunidade”, die Rene Silva mit elf Jahren gegründet hat, feiert gerade ihren zehnten Geburtstag. Als wir Rene vor ein paar Jahren zum ersten Mal interviewt haben, war er noch ein schüchterner Junge, heute tritt er selbstbewusst für seine Favela ein. Chapeau!

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Polizei erschießt 10-Jährigen im Complexo do Alemão

Foto von Eduardo Ferreira Calei (Foto: Kinho Buttered)

Foto von Eduardo Ferreira Calei (Foto: Kinho Buttered)

Vier Tote innerhalb von 24 Stunden, das jüngste Opfer war erst 10 Jahre alt: Bei den anhaltenden Polizei- und Militäroperationen im Complexo do Alemão wurde zuletzt ein kleiner Junge getötet. Eduardo Ferreira Calei wurde erschossen, während er vor dem Haus seiner Eltern im Beco da Sabino im Complexo do Alemão spielte.

Videos des blutigen Körpers des Jungen zirkulieren seit gestern durch die Netzwerke, die Anwohner beschuldigen die Polizei, dass sie den Jungen aus geringer Entfernung erschossen haben. Die Waffen der mutmaßlich beteiligten Polizisten wurden bereits zur Untersuchung konfisziert.

Auf Twitter und Facebook sorgten falsche Informationen über die Identität des getöteten Jungen für Verwirrung. Ein mutmaßlicher Polizist hat auf seinem Facebook-Profil ein Fotos eines Jungen mit Sturmgewehr gepostet und ihn als “menschlichen Müll” bezeichnet – es handelte sich aber nicht um das Kind aus dem Complexo do Alemão, bei dem keinerlei Verbindung zum Drogenhandel bekannt ist. Auch unterschiedliche Fotos des Jungen und verschiedene Namen zirkulierten online.

Anwohner organisierten sich trotz Polizeioperation zu einem kurzen Protest gegen die Gewalt im Complexo do Alemão und hielten auch eine Mahnwache für den toten Jungen ab. Online machen sie mit den Hashtags #GuerraNoAlemão und #SOSCOMPLEXODOALEMAO auf den urbanen Krieg aufmerksam, der in den Favelas des Alemão gerade stattfindet.

Mahnwache für den Jungen (Foto: Kinho Buttered)

Mahnwache für den Jungen (Foto: Kinho Buttered)

Vila Cruzeiro: Junger Mototaxi-Fahrer von Polizei erschossen

Foto: Facebook Vila Cruzeiro

Foto: Facebook Vila Cruzeiro

In Vila Cruzeiro, einer Favela im Norden Rio de Janeiros, hat der Tod eines jungen Mototaxi-Fahrers heute einen Tumult ausgelöst. Polizisten wollten den Motorradfahrer anhalten, er stoppte zu spät – ein Polizist schoss ihm in den Rücken. Der 22-Jährige starb noch auf der Straße.

Doch es handelte sich weder um eine Verfolgungsjagd mit Kriminellen, noch um Selbstverteidigung. Der Mototaxifahrer trug nur seine Taxifahrer-Weste über Shirt und Shorts, er war wohl gerade im Dienst.

Aufgebrachte Favelabewohner und Kollegen des Mototaxistas filmten den Polizisten, der den jungen Mann erschossen haben soll mit Handykameras, einige warfen mit Steinen und zündeten Gegenstände an. Die Polizei gab Warnschüsse ab, um die Menge zu zerstreuen. Soldaten der Spezialeinheit BOPE versuchten, die Proteste aufzulösen.

Proteste in São Paulo: Polizisten schlagen mit Skateboard zu

Die brasilianische Polizei verwechselt Proteste immer noch mit einem urbanen Krieg. Bei Demonstrationen in São Paulo am Freitag ist es erneut zu brutalen Attacken gekommen. Mit Schlagstöcken prügelten mehrere Polizisten auf einen bereits am Boden liegenden Mann ein, einer der Polizisten schlug ihm mit einem Skateboard ins Gesicht. Der brasilianische Sender TV Record hat die Gewaltarie gefilmt (unten auf der Seite).

Die Proteste in São Paulo hatten sich wieder gegen Fahrpreiserhöhungen in São Paulo gewandt – es war bereits der vierte Protest seit Monatsbeginn, den die Bewegung MPL (Movimento Passe Livre) organisiert hatte. Etwa 3000 Personen nahmen an dem Protestzug teil.

Die Demonstrierenden liefen etwa drei Stunden friedlich durch die Stadt, dann eskalierte die Gewalt. Mindestens sechs Personen wurden festgenommen, ein Reporter der Zeitung Estado de S. Paulo wurde von einem Gummigeschoss der Polizei am Bein verletzt. Randalierer beschädigten vier Bankfilialen.

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Polizeigewalt: Sechs Tote pro Tag

Es ist keine Neuigkeit, dass Brasilien ein Gewaltproblem hat – doch die jetzt veröffentlichten Daten des Brasilianischen Forums zur Öffentlichen Sicherheit sind drastisch. In den vergangenen fünf Jahren sind insgesamt 11.197 Menschen von der brasilianischen Polizei getötet worden. Das bedeutet im Durchschnitt: Sechs Tote pro Tag.

Wandbild im Complexo do Alemao: Ordnung und Fortschritt? (Foto: BuzzingCities)

Wandbild im Complexo do Alemao: Ordnung und Fortschritt? (Foto: BuzzingCities)

Damit ist die Todes-Statistik im Polizeieinsatz deutlich höher als in den USA, die auch kein Vorbild ist. 11.090 Menschen wurden in den USA durch Polizisten getötet, allerdings in einem Zeitraum von 30 Jahren statt wie in Brasilien innerhalb von nur fünf Jahren.

Die Daten zeigen, dass Brasilien dringend einer Polizeireform und neuer Antworten im Umgang mit Gewalt und Kriminalität bedarf. Es handelt sich nicht nur um ein Fehlverhalten einzelner Polizisten, die vielleicht in Risikosituationen aus Versehen zu schnell zur Waffe greifen – sondern um ein strukturelles Problem. Die Kultur der Polizei ist von einem militärischen Selbstverständnis geprägt, sich im Krieg zu befinden, das Auftreten ist oft sehr autoritär. Zudem werden viele Morde im Polizeieinsatz nicht korrekt untersucht, selten verfolgt – gerade in Favelas werden Tote meistens als Selbstverteidigung deklariert, dafür in einigen Fällen auch Beweise verfälscht.

Andererseits ist die Polizei in Brasilien auch selbst häufig mit bewaffneten Kriminellen konfrontiert, unter anderem in den von Drogengangs beherrschten Favelas. Auch die Zahl der getöteten Polizisten ist hoch. Im vergangenen Jahr sind 490 Polizisten getötet worden, 43 mehr als 2012. Seit dem Jahr 2009 sind 1.170 Polizisten getötet worden, durchschnittlich 1,34 pro Tag. Rio de Janeiro ist für brasilianische Polizisten der gefährlichste Einsatzort.

Polizeiskandal: Mord an dem Tänzer “DG”

Die Polizei in Rio ruiniert wiederholt ihren Ruf mit einem Skandal – aufgerollte Ermittlungen legen nahe, dass sie für den Tod von Douglas “DG” Rafael da Silva Pereira verantwortlich sind. Im April hatten Favelabewohner aus dem Pavão-Pavãozinho an der Straße vor der Favela protestiert, nachdem der junge “DG” tot aufgefunden worden war.

Seiner Mutter zufolge waren die Proteste damals ausgebrochen, weil die Favelabewohner verhindern wollten, dass der Körper des jungen Mannes ohne Spurensicherung abtransportiert wird. Die Favelabewohner werfen der Polizei vor, ihn getötet zu haben – und die Zweifel scheinen berechtigt.

Einem ersten forensischen Gutachten zufolge konnten die Ermittler keine Schusswunde entdecken. Auf Druck der Mutter und ihrer Unterstützer hin wurde die Leiche nun erneut von der Polícia Civil in Rio de Janeiro untersucht – die kamen zu einem anderen Fazit. Die Todesursache soll eine tödliche Kugel gewesen sein. Zwei der neun Polizisten trugen am Todestag von “DG” eine in Frage kommende Waffe, Kaliber .40, mit sich.

Zweifelhafte Beweise

Aussagen der Polizisten zufolge hatten sie sich eine Schießerei mit Mitgliedern einer Drogengang geliefert, die verschiedenen Versionen zufolge zwischen 30 Minuten und einer Stunde gedauert haben soll, “DG” soll dabei geflüchtet sein. Neben seiner Leiche wollen die Polizisten auch ein Walkie Talkie gefunden haben, die von Drogendealern in den Favelas oft benutzt werden. Mehrere Zeugen sprechen dagegen von in einem kurzem Zeitraum abgegebenen Schüssen, keiner Schießerei.

Die Mutter von “DG” glaubt, dass Polizisten ihren Sohn geplant gefoltert und exekutiert haben, weil er Ärger mit einem UPP-Befriedungspolizisten hatte. Sie hatte sich in den vergangenen zwei Monaten für eine Aufarbeitung des Falles eingesetzt.

Der Tod des jungen Mannes hatte im April ein internationales Medienecho ausgelöst – weil plötzlich Straßenbarrikaden in der Nähe der Strände, den Stadtvierteln Copacabana und Ipanema brannten und weil Douglas Rafael da Silva Pereira als Tänzer für eine TV-Show des größten brasilianischen Medienkonzerns “O Globo” gearbeitet hatte. Tragischerweise hatte der junge Mann auch in einem Kurzfilm mitgespielt, in dem er seinen eigenen Tod vorwegnimmt – der Film sollte gegen die Polizeigewalt in Rio und die Kriminalisierung von jungen Favelabewohnern protestieren. Nach dem Tod von “DG” protestierten auch Jugendliche aus anderen Favelas mit einer Kampagne in den sozialen Netzwerken gegen die tödliche Willkür. Ein Einzelfall ist der Tod von “DG” nicht.

Kein Opium fürs Volk

Selbst die WM wird die fußballbegeisterten Brasilianer diesmal nicht besänftigen – im Gegenteil. Eine Woche vor dem Mega-Fußballevent streiken in Rio de Janeiro die Angestellten des öffentlichen Wasser- und Abwasserversorgers CEDAE und haben mit ihrem Protest vor dem Gouverneurspalast Palácio Guanabara eine der wichtigsten Straßen des Stadtteils Laranjeiras sowie den Tunnel Santa Bárbara blockiert. In São Paulo wollen Beschäftigte der U-Bahn mit einem unbefristeten Streik eine Lohnerhöhung erreichen.

Auch für den Rest des Großereignisses sind Streiks und Proteste vorprogrammiert. In der Nähe des Stadions in São Paulo, wo die WM angepfiffen wird, campen etwa 4.000 Familien, die aus ihren Häusern vertrieben worden sind. Sie drohen, die WM zu stören, wenn die Regierung ihnen keine Sozialwohnungen zur Verfügung stellt.

Wohnungslose, Beamte, Lehrer, Favelabewohner und andere Unzufriedene haben erkannt, dass das Megaevent auch eine Plattform ist, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. Wenn sie die Chance haben, sich durchzusetzen, dann jetzt – wenn die Welt auf Brasilien blickt und Präsidentin Dilma Rousseff auch wegen der im Herbst anstehenden Wahlen zu Zugeständnissen gezwungen werden kann.

Die hat zwar angekündigt, hart zu bleiben, und nicht zuzulassen, dass “eine Minderheit” die WM stören werde – die Frage ist, wie energisch und brutal sie Militär und Polizei bei Demos gegen die Bevölkerung vorgehen lässt, wieviel Gewalt sie toleriert. Amnesty International prangert in einem aktuellen Bericht das übermäßig brutale Vorgehen der Polizei gegen Protestierende an:

“The police response to the wave of protests in 2013 was, in many instances, violent and abusive. Military police units used tear gas indiscriminately agai nst protesters in one case even inside a hospital fired rubber bullets at people who posed no threat and beat people with hand held batons. Hundreds were injured, including a photographer who lost his eye after being hit by a rubber bullet. Hundreds more were indiscriminately rounded up and detained, some under laws targeting organized crime, without any indication that they were involved in criminal activity.”

Die Menschenrechtsorganisation kritisiert auch die aktuellen Gesetzentwürfe zu Straftatbeständen wie “Terrorismus” und “Unruhestiftung”, die dem Kongress vorliegen – und die missbraucht werden können um Protestierende zu kriminalisieren und ein hartes Eingreifen zu rechtfertigen. „Die Regierung muss öffentlich versichern, keine exzessive Gewalt gegen Demonstranten anzuwenden und Missbrauchsfälle zu untersuchen”, fordert Amnesty.

 

Polizeigewalt: Erneut junger Mann erschossen

Am Rande von Protesten in einer Siedlung des Complexo do Alemão im Norden von Rio ist erneut ein junger Mann erschossen worden. Wie Favelabewohner berichten, hat ein scheinbar überforderter Polizist in die Menge geschossen. Dabei wurde Caio, ein junger Mototaxifahrer, in die Brust geschossen und starb an den Verletzungen.

Erst vor wenigen Wochen war im Complexo do Alemão bei einer Auseinandersetzung zwischen Polizei und Drogengangs eine ältere Frau angeschossen worden, die ihren Enkel mit ihrem Körper decken wollte und starb.

Caio (Screenshot Facebook)

Caio (Screenshot Facebook)