Protest im Complexo do Alemão

Hunderte haben heute nach dem Tod des 10-jährigen Eduardo im Complexo do Alemão friedlich gegen die Gewalt in Rios Favelas protestiert. Aktivisten aus der Favela hatten den Protest über soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter organisiert.

Ab 10 Uhr versammelten sich die Bewohner und Unterstützer im Complexo do Alemão zu Diskussionen. Etwa eine Stunde später musste die Mutter in Begleitung von Angehörigen des getöteten Eduardo die Demonstration verlassen, weil es ihr nicht mehr gut ging.

Beim anschließenden Protestmarsch skandierten die Bewohner “Weg mit der UPP” und “Ich möchte nur glücklich in meiner Favela leben können”. Vorbeifahrende Spezialtruppen der Polizei, BOPEs und Batalhão do Choque wurden ausgebuht.

An der Spitze des Zuges liefen Kinder, bemalt mit “Frieden” und “weniger Kugeln, mehr Liebe”. Viele Bewohner ergriffen emotional das Mikrofon, um ihren Unmut und die Wut über die anhaltende Gewalt in ihrem Armenviertel zu demonstrieren.

Viele Favelabewohner trugen weiße Kleidung oder wedelten dem Marsch durch die Favelas des Complexo mit weißen Tüchern als Friedensflaggen zu. Selbst die Mototaxi-Fahrer gaben dem Protestzug Geleit, auch zahlreiche Kinder nahmen an der Veranstaltung teil. Am Sonntag soll das mutmaßlich von Polizisten getötete Kind begraben werden.

 

Eine Uni für die Favela

Kunst auf dem Kopf: So sehen Haartattoos eigentlich aus (Foto: BuzzingCities)

Neue Chance für die junge Generation: Eine Uni in der Favela (Foto: BuzzingCities)

Mit einer ePetition fordern Bewohner des Complexo do Alemão, dass sie endlich eine eigene Universität erhalten. Eine Niederlassung des Instituto Federal do Estado do Rio de Janeiro (IFRJ) sollte mitten in die Favelasiedlungen des Complexo, in denen Hunderttausende Menschen leben, gebaut werden – und der jungen Favela-Generation einen direkteren Zugang zur Hochschulbildung eröffnen.

Schon 2011 war das Vorhaben zwischen Bildungsministerium und dem Institut mit einem Vertrag besiegelt worden. Resultat: „Jetzt ist schon 2015 und bis jetzt, nichts“, so die Petition. „Obwohl die Stadtverwaltung anfangs zugesagt hat, dass sie die Initiative unterstützt, ist sie in der Praxis das größte Hindernis für die Einrichtung des IFRJ im Alemão.“

Seit 2011 geplant: die Favela-Uni (Screenshot)

Seit 2011 geplant: die Favela-Uni (Screenshot)

Der Vorwurf: Die Stadtverwaltung gebe das Gebiet nicht frei, auf dem die Errichtung des Favela-Campus geplant war. Stattdessen werde das Gebiet von der Befriedungspolizei genutzt. Da die vertraglich festgelegte Zeitspanne für den Uni-Bau aber bald abläuft, könnte das gesamte Projekt dadurch scheitern.