Und dann doch wieder ein Happy End: Mit viel Improvisation und Last-Minute-Zuschüssen konnten die Paralympischen Spiele trotz Schweiss und Panik doch noch erfolgreich durchgeführt werden — obwohl die Rahmenbedingungen so schwierig waren wie nie zuvor. Sportler aus zehn Ländern konnten fast nicht teilnehmen, weil die Reisekosten nicht wie vereinbart überwiesen worden waren, Sparkurs für Spielstätten und Personal gefährdeten die Organisation der Spiele. “Was man aus Rio als Lektion mitnehmen sollte, ist, dass man frühzeitig kommunizieren sollte“, so Philip Craven, Präsident des Internationalen Paralytischen Komitees. „Wenn es ein Problem gibt, lass es uns wissen und warte damit nicht bis sechs oder sieben Wochen, bevor die Spiele beginnen sollen.“
Improvisation nach dem Baukastenprinzip
Brasilien wäre nicht Brasilien, wenn das Land nicht doch noch in der Not einen Ausweg, einen „Jeitinho“, finden würde. In der Geldnot wurden nach dem Baukasten-Prinzip etwa Stätten gestrichen, die sowieso nur temporär und dann rückgebaut werden sollten. Auch aus Brasilia wurde kurzerhand wieder Geld zugeschossen (dessen Fehlen sich erst nach dem Abschluss der Spiele richtig bemerkbar machen wird).
Spiele für alle
90 Prozent der Eintrittskarten für die Paralympischen Spiele wurden an Brasilianer verkauft, 10 Prozent an Ausländer (Olympische Spiele: 70 Prozent an Brasilianer, 30 Prozent an ausländische Gäste). Wie bereits bei den Olympischen Spielen wurden auch bei den Paralympics wieder Freikarten an soziale Organisationen, auch in Rios Favelas verteilt, damit die Ränge doch noch besetzt werden. Viele Tickets wurden zudem für Sonderpreise für umgerechnet wenige Euros verkauft, die sich selbst ärmere Brasilianer leisten können.
Empathie mit den Underdogs
Sportler, die oft persönliche Schicksalsschläge, lange Krankenhausaufenthalte, manche sogar Koma überwunden haben und dennoch Bestleistungen zeigen: Die Paralympischen Spiele erzählen noch stärker als die Olympischen Spiele Erfolgsgeschichten von Menschen, von Underdogs, die sich durchbeissen mussten, und mit denen sich auch viele Favelabewohner identifizieren können – wie mit dem ehemaligen Hausmädchen Rosinha dos Santos, die ein Bein verloren hat und heute als Diskuswerferin erfolgreich ist.
Das mindert zwar nicht die grundsätzliche Kritik an den Millionenausgaben für die Sportevents, doch den Paralympics-Athleten wird kaum vorgeworfen, dass sie persönlich profitieren und kassieren, während die Kassen des Gastlandes Brasilien in katastrophaler Lage sind. Wie schon bei den Olympischen Spielen engagieren sich auch Bewohner von Rios Favelas bei den Paralympics – wie der Bürgerreporter Rene Silva aus dem Complexo do Alemao, der im Kommunikationsteam tätig ist und auch immer wieder live von den Schauplätzen der Paralympics streamt.