Aufeinandergestapelte Ziegelhäuschen, enge, dunkle Gassen, Menschenmassen auf engstem Raum – klar, Favela. Grünzeug, Natur, Wald assoziieren dagegen die wenigsten mit Favelas. Wir leben inzwischen ganz oben in der Rocinha, dort, wo die Siedlung in den Regenwald hineinwächst. Wenn es richtig stürmt, befürchten wir manchmal, dass uns ein Baum ins Fenster fällt.
Das Zusammenleben mit der Natur verwandelt die Favela in kleine Zoos – in Favelas wie der Santa Marta im Stadtteil Botafogo mitten in der Stadt hüpfen Äffchen herum. Anfang des Jahres hat einer der Affen einen Strommast mit einem Kletterbaum verwechselt und einen Stromschlag erlitten, zumindest aber übel zugerichtet überlebt.
Bei uns war es gestern unsere Mitbewohnerin, die fast einen Herzinfarkt erlitten hat – als mitten in der Nacht ein Kopf vor unserem Küchenfenster auftauchte, und sie anstarrte. Ein Opossum wollte es sich während des Gewitters wohl in der Nische vor unserem Küchenfenster gemütlich machen. Ein paar Favelabewohner sind in der Vergangenheit schon von bissigen Opossums angefallen worden, meistens verläuft das Zusammenleben von Menschen und Tieren in der Rocinha aber entspannt.
Das Huhn durfte nach der nächtlichen Opossum-Erscheinung ausnahmsweise drinnen schlafen.