Hacker des internationalen “Anonymous”-Kollektivs haben Cyberattacken angekündigt: als Protest gegen die Fußball-WM. Ziele könnten FIFA, Regierungswebseiten sowie Onlinepräsenzen von Unternehmen sein, die als WM-Sponsoren auftreten. 2012 hatte “Anonymous” während der Operation #OpWeekPayment Webseiten brasilianischer Banken lahmgelegt. Während der brasilianischen Massenproteste im vergangenen Sommer hatten digitale Aktivisten auch Regierungsseiten attackiert.
Die WM ist selbst im fußballverrückten Brasilien umstritten und wird von vielen als Millionenverschwendung betrachtet, von der nur wenige profitieren. Immer wieder kommt es zu Protesten, bei denen Fahrpreiserhöhungen, Korruption, Budgetmangel im Bildungs- und Gesundheitssektor, die soziale Kluft sowie die prekäre Situation in den Favelas und die Polizeigewalt kritisiert werden.
Digitale Angriffe
Brasilien muss sich zur WM-Zeit sowohl auf Proteste auf den Straßen als auch auf digitale Angriffe vorbereiten. 2011 hat die Regierung das militärische Cyberabwehrzentrum “Centro de Defesa Cibernética (CDCyber)” eingerichtet. Etwa 100 Experten der brasilianischen Streitkräfte beschäftigen sich im Cyberzentrum in Brasília mit Cybersicherheit und spielen Cyberwar-Szenarien durch.
Zum Einsatz kamen die Experten erstmals als Überwachungsteam beim UN-Gipfel Rio+20 im Juni 2012, sie sollen auch die digitale Sicherheit während Großveranstaltungen wie der Fußball-WM in Brasilien 2014 und Olympia 2016 garantieren und Hackerangriffe auf Regierungsbehörden abwehren.
“Brasilien hat viel getan, um die Cybersicherheit für die WM zu verbessern – aber hinsichtlich Cybersicherheit kann es nie genug Maßnahmen geben”, sagt Dmitry Bestuzhev, der Lateinamerika-Experte der IT-Sicherheitsberatung Kaspersky. Und selbst wenn die Regierung gut genug vorbereitet sei, bedeute dies noch nicht, dass alle Privatfirmen ausreichend gerüstet seien.
Imageschäden zur Fußball-WM
Der IT-Experte hält das Risiko für erfolgreiche Cyberattacken für “sehr hoch”. “Viele werden DDos-Angriffe sein, die Webseiten blockieren”, so Bestuzhev. Wenn Unternehmenswebseiten den Kunden nicht zur Verfügung stehen, kann das zu Unzufriedenheit und erheblichen Imageschäden führen, gerade zur WM.
Auch andere Hackangriffe und Defacing-Attacken, bei denen die Angreifer Webseiten verändern und dort etwa eigene Botschaften platzieren, können die Reputation von Unternehmen gefährden – vor allem bei Firmen, die ihren Kunden und WM-Besuchern während des Großereignisses höchste Sicherheit versprechen.