Digitaler Wahlkampf: Angreifer hatten die Facebook-Gruppe “Mulheres unidas contra Bolsonaro”, die gegen den Präsidentschaftskandidaten Jair Bolsonaro mobil machen will, unter ihre Kontrolle gebracht – und sie in eine Fangruppe verwandelt.
In der Facebookgruppe “Mulheres unidas contra Bolsonaro” (Frauen vereint gegen Bolsonaro) hatten sich Frauen aus verschiedenen politischen Lagern zusammengeschlossen, die gegen den Präsidentschaftskandidaten Jair Bolsonaro sind und dessen Positionen kritisieren und sich zu Protesten verabreden.

Screenshot Facebook
Der rechtskonservative Präsidentschaftskandidat der PSL, den der Guardian kürzlich einen “tropischen Trump” genannt hat, ist in der Vergangenheit immer wieder durch offenen Sexismus, Rassismus und Homophobie aufgefallen. 2014 sagte er etwa bei einer Parlamentsdebatte, er würde die Abgeordnete Maria do Rosario nicht vergewaltigen – “weil sie es nicht verdient”.
Die Facebook-Gruppe war am 30. August 2018 gegründet worden, mehr als eine Million Mitglieder waren innerhalb der ersten Woche zusammengekommen. Am Wochenende hatten Angreifer die Facebookgruppe für einige Stunden unter ihre Kontrolle gebracht, die Administratorinnen hatten keinen Zugriff mehr. Die Angreifer hatten sich auch Zugang zu den Mobiltelefonen und persönlichen Social Media-Konten von Gruppen-Gründerinnen verschafft, veröffentlichten Nachrichten und schickten ihnen Drohungen per Whatsapp.
Die Facebook-Seite war erst offline, später ging sie wieder online – als “Mulheres com Bolsonaro #17”, also als Fangruppe für den umstrittenen Kandidaten, mit einem Foto von Bolsonaro und einer brasilianischen Flagge.
Inzwischen haben die Administratorinnen die Kontrolle wiedererlangt – und die Attacke hat die Seite noch bekannter gemacht. Mehr als zwei Millionen Frauen haben sich inzwischen in der Gruppe zusammengeschlossen. Allerdings existieren mittlerweile auch verschiedene Klone – und eine Seite, in der sich “Frauen für Bolsonaro” vereint haben. Auch lokale Seiten wollen jetzt den Widerstand gegen Bolsonaro organisieren, etwa in London. Für Ende September ist eine große Demo gegen Bolsonaro in Brasilien angekündigt.