
Wie viel kostet der Auftritt der deutschen Sportler eigentlich den Steuerzahler? Und wofür genau gibt die Bundesregierung Geld aus? Ein Gastbeitrag von Jonathan Sachse, Correctiv.org.
Schon vor einigen Tagen hatte ich hier bei Facebook beschrieben, wie die Steuer-Millionen für Olympia verteilt werden. Jetzt habe ich vom Bundesministerium des Innern (BMI) den Haushaltsplan für die deutsche Olympiamannschaft für die zweieinhalb Wochen in Rio bekommen. Dafür brauchte ich nur einen einfachen Antrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz stellen.
Auf den 31 Seiten seht Ihr, wofür rund 9 Millionen Euro (davon 5,5 Mio. aus Steuern) in Rio für die deutsche Olympiamannschaft und seine Begleiter ausgegeben werden. Außerdem könnt Ihr in Auszügen den E-Mail Verkehr zwischen dem BMI und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) rund um die Fördergelder nachlesen. Ihr erfahrt, nach welchen Kriterien die Fördermittel vergeben wurden. Die folgenden fünf Punkte fanden wir besonders spannend.
1. Das IOC zahlt wenig an den DOSB, kassiert aber viel
Das Internationale Olympische Kommittee überweist für jeden deutschen Olympiateilnehmer 1.054 Euro an den DOSB. Die deutsche Mannschaft ist mit 440 Sportlern und Sportlerinnen vor Ort. Vom IOC gibt es insgesamt 473.000 Euro. Das ist wenig, wenn man die Milliarden-Umsätze sieht, die das IOC mit den Olympischen Spielen regelmäßig macht.
Gleichzeitig müssen die Nationalen Olympischen Komitees für verschiedene Leistungen in Rio bezahlen. Der Haushaltsplan der deutschen Olympiamannschaft listet Kosten für Eintrittskarten, Verpflegung und Unterkünfte im Olympischen Dorf. Rund 300.000 Euro fließen dadurch direkt zurück an das Organisationskomitee der Olympischen Spiele (OCOG).
2. Eintrittskarten für die Athleten
Das DOSB hat vor Beginn der Spiele eine ganze Reihe von Eintrittskarten für deutsche Athleten beim IOC eingekauft, damit diese olympische Wettkämpfe besuchen können. Das Paket kostet 200.000 Euro. Es handelt sich „überwiegend um sehr spontan geäußerte Wünsche“ der Athleten, schreibt uns Ulrike Spitz, Pressesprecherin des DOSB. Denn die Athleten würden niemals Karten bestellen für einen Zeitpunkt, an dem sie hoffen, noch selbst im Wettkampf zu sein. Das eingekaufte DOSB-Paket beruhe auf „Erfahrungswerten“ und decke hoffentlich die aufkommenden Wünsche der Athleten ab, schreibt Spitz.
In Rio gibt es in fast jeder Disziplin große Freiflächen auf den Zuschauerrängen. Selbst bei vielen Finalentscheidungen. Für mich stellt sich die Frage, warum das IOC den teilnehmenden Athleten dann keine Freikarten gibt und der DOSB – aus Steuergeld – für 200.000 Euro Karten kaufen muss? In der Praxis läuft der Ticketeinkauf für die deutschen Athleten so ab: Der DOSB bestellt die Tickets bei der Agentur Dertour, die generell die Tickets auf dem deutschen Markt vertreibt. Die Karten müssen zum Originalpreis eingekauft werden. Das OCOG gewährt keinen Rabatt für seine Sportler.
3. Steuergeld für DOSB-Geschenke
Im Haushaltsplan sind 45.000 Euro unter dem Punkt „Repräsentation Geschenke“ gelistet. Was steckt dahinter? Die Pressesprecherin des DOSB, Ulrike Spitz, nennt Beispiele: „Bei Sammlern beliebte Pins und kleinere Gastgeschenke“, wie USB-Sticks und T-Shirts aus der Einkleidung, jeweils vom DOSB gebrandet. Continue reading →