Schlechte hygienische Bedingungen, dichtgedrängtes Zusammenleben und eingeschränkter Zugang zu Wasser und Reinigungsmitteln: Die Gefahr, dass sich das Coronavirus in den Favelas rasant ausbreitet, ist enorm – Bewohner versuchen, dagegen anzukämpfen.
Tuberkulose und andere Krankheiten sind in Favelas wie der Rocinha in Rio de Janeiro weit verbreitet, in manchen Teilen der Siedlungen ist der Zugang zu Wasser eingeschränkt – und soziale Distanz ist in Rio de Janeiros Armensiedlungen häufig nicht umsetzbar. Die Coronakrise hat Brasilien erreicht: Mehr als 22.000 Coronafälle sind bestätigt und mehr als 1.200 Menschen sind an den Folgen des Virus gestorben – und gerade in den dichtbesiedelten Favelas droht eine rasante Ausbreitung des Virus.
Dem Datenportal der “Voz de Comunidades” zufolge sind fast 50 Fälle von Coronavirus in Favelas in Rio bestätigt, die meisten davon in der Favela Rocinha (24). Allerdings werden die meisten Bewohner trotz Symptomen kaum getestet und die Gesundheitsversorgung für Favelabewohner ist grundsätzlich schlecht. Die lokalen Krankenstationen sind klein und ohnehin überfordert. Am Samstag ist etwa eine 32-Jährige aus der Favela Cidade de Deus an den Folgen des Coronavirus gestorben.
“Wie können wir in einer so ungleichen Gesellschaft auf gleiche Art und Weise kämpfen?”, sagt Michele Silva von der Favela-Plattform “Viva Rocinha”. “Unsere Bedingungen sind nicht die gleichen, also kann man auch nicht die gleichen Ergebnisse von uns erwarten, auch wenn wir versuchen, die gleichen Mittel gegen Corona einzusetzen.”
Selbstverordnete Quarantäne bedeute in einer Favela zu sechst in einer beengten Wohnung zusammenzusitzen, mit schlechter Belüftung, wenig Licht, wenig oder keinem Essen. Zu glauben, dass die Ausbreitung von Corona durch Hausarrest gestoppt werden könne, sei naiv – manche Menschen hätten schlicht keine Wahl, sie könnten nicht einfach zuhause bleiben und müssten arbeiten gehen.
Favelas organisieren sich
Favelaorganisationen schließen sich derzeit zusammen, um die Coronakrise zu bekämpfen: Im Complexo do Alemão haben sich etwa mehrere Community-Organisationen zum “Krisenkabinett” zusammengetan, um Bewohner aufzuklären, Spenden wie Masken, Reinigungsmittel und Nahrungsmittel, aber auch Schokolade zu Ostern an die Bewohner zu verteilen. Sie rufen Bewohner, die Zugang zu Wasser haben, auf, das Wasser mit anderen Bewohnern zu teilen.

Favelaorganisationen kämpfen gegen die Coronakrise (Credit: Rene Silva)