Rodrigo Alexandre da Silva Serrano wartete an einer Bushaltestelle auf seine Frau. Er hatte einen Regenschirm in der Hand, doch Polizisten hielten das Objekt offenbar für eine Waffe – und erschossen ihn.
Schuss in die Brust, ein Schuss ins Bein: Der 26-Jährige lebte nicht mehr, als er im Krankenhaus eingeliefert wurde. Der zusammengeklappte Regenschirm wurde zu seinem Todesurteil. Bewohner der Favela Chapéu-Mangueira in Leme in der Südzone von Rio de Janeiro zufolge soll der Ort, an dem Rodrigo getötet wurde, schlecht beleuchtet gewesen sein.
Medienberichten zufolge war Rodrigo früher zu einer Haftstrafe wegen Raub und auch im Zusammenhang mit Drogenhandel verurteilt worden, war aber mittlerweile wieder frei und hatte einen Job. Er hinterlässt zwei kleine Söhne. Als schwarzer junger Mann aus einer Favela gehört er einer Gruppe an, die keine Haftstrafen braucht, um sich verdächtig zu machen und jederzeit Gefahr läuft, anlasslos erschossen zu werden – in Brasilien sterben jährlich Tausende junge Männer an Polizeikugeln.
In Brasilien stirbt alle 23 Minuten ein schwarzer Jugendlicher zwischen 15 und 29 Jahren, 23.100 jedes Jahr, so das Ergebnis einer Arbeitsgruppe des Senats in der Hauptstadt Brasília. Doch während in den USA Tausende Menschen der „Black lives matters“-Bewegung auf die Straße gehen, um gegen Gewalt und Ermordungen der schwarzen Bevölkerung zu demonstrieren, kommt der Aufschrei hier von nur wenigen.
Ermittelt wird selten bei Polizeigewalt. Da der Tod von Rodrigo aufgrund der vermeintlichen Bedrohung durch die “Regenschirm-Waffe” als Akt der Selbstverteidigung ad acta gelegt wird, wird sein Tod nicht einmal als Mord registriert.
Am falschen Ort, zur falschen Zeit: Immer wieder werden in Rios Favelas Menschen erschossen, die ins Kreuzfeuer geraten oder bei Polizei-.Operationen mit Kriminellen verwechselt werden. Polizisten schießen im Zweifelsfall, bevor sie selbst erschossen werden – und immer wieder gibt es Fälle exzessiver Polizeigewalt.