Drogenkrieg statt Frieden: Das Ende der UPP

Gescheitertes Experiment: Rios Friedenspolizei sollte in den Favelas von Rio de Janeiro eine neue Ära einläuten. Jetzt, nach dem Ende der Spiele, wird die Polizeieinheit, die den Frieden bringen sollte, schrittweise abgebaut. 

Die UPP sollte die neue Polizei verkörpern, eine Polizei der Nähe: mit hellblauen, leichten Uniformen, ohne schwere Waffen. Sie sollten Dienstleister für die vernachlässigten Commmunities sein, auch als Sozialarbeiter, als verlängerter Arm des Staates in Rios Favelas präsent sein. Doch die Unidades de Polícia Pacificadoras (UPP) werden stattdessen immer weiter ausgehöhlt.

Proteste Complexo do Alemão (Credit: Julia Jaroschewski)

Proteste Complexo do Alemão (Credit: Julia Jaroschewski)

Von Hoffnung auf eine Zeitenwende bis zur völligen Desillusionierung: Die Etablierung und die Erosion der UPP war ein langer Prozess, den wir in den vergangenen Jahren mit Projekten wie BuzzingCities.com, unserem Livestreaming-Projekt Rio Hardcore sowie mit Dokumentarfilmen und Print- und TV-Beiträgen für deutsche Medien begleitet haben. Von dem ursprünglichen Konzept, Sicherheit und soziale Investitionen zu vereinen, um die vernachlässigten Favelas enger an den Rest der Stadt anzuschließen und die Macht der Drogengangs zu brechen, bleibt nicht viel übrig. weite Teile der Investitionen versickerten, auch in Korruptionsskandalen, der soziale Teil wurde massiv zusammengestrichen, viele Projekte wurden an den Bedürfnissen der Bevölkerung vorbei geplant. Auch in der UPP gab es immer wieder Probleme mit mangelnder Ausrüstung, Stress, Polizeigewalt gegen Bürger, getöteten Polizisten sowie Korruption.

Doch anstatt die Probleme mit einer sinnvollen Strategieanpassung – und mehr Ressourcen – anzugehen, wird die Truppe nun, nach dem Ende der Spiele, umso mehr geschwächt. 3000 Mann der Befriedungspolizei (UPP) sollen jetzt in die Militärpolizei eingegliedert werden und an anderen Brennpunkten außerhalb der UPP-Favelas aushelfen – weil es gerade an zu vielen Ecken der Stadt gleichzeitig brennt. Die UPP – deren Grundidee darin bestand, einen neuen Typus von Polizei darzustellen – wieder mit der Militärpolizei zu vereinen, ist ein Schritt zurück, vielleicht sogar bereits das Ende der UPP.

“Es wird nicht mehr Nähe geben, sondern mehr militärische Operationen”, kritisierte Robson Rodrigues, Ex-Kommandant der UPP, in einem Interview. Rodrigues, den wir in den vergangenen Jahren mehrfach für unseren Dokumentarfilm interviewt haben, hatte immer wieder vor einem falschen Konfrontationskurs der UPP gewarnt, der eskalierenden Gewalt und gravierenden Planungsfehlern.

Mit der Verstärkung der regulären Militärpolizei und mehr Abzug von UPPlern bleibt nur noch ein Rest von Polizisten in den Favelas, die wohl nur noch den Schein wahren. “Wir beenden eines der revolutionärsten Programme der öffentlichen Sicherheit auf der ganzen Welt, eine klare Alternative zum Drogenkrieg – um zur brutalen Gewalt zurückzukehren”, so Rodrigues.

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