Immer wieder verirren sich Autofahrer und Passanten in Rios Favelas – für manche werden die Siedlungen zur tödlichen Falle. Die Skandale werfen ein Schlaglicht auf das alltägliche Sicherheitsproblem.
Ein 66-jähriger wurde von Drogengangstern erschossen, als er aus Versehen in eine Favela in Rio fuhr – und offenbar dem Befehl der lokalen Drogengang nicht gehorchte, anzuhalten. Die Kriminellen, die die Favela Vila Vintém kontrollieren, eröffneten das Feuer auf ihn, er starb im Krankenhaus an den Verletzungen.
Erst vor einer Woche wurde der italienische Tourist und Motorradfahrer Roberto Bardella getötet, als er mit seinem Cousin in der Innenstadtfavela Morro dos Prazeres im Stadtviertel Santa Teresa landete. Die Kriminellen hielten ihn und seinen Begleiter für Polizisten und schossen auf Bardella, als sie an seinem Helm eine Kamera entdeckten.
Vorfälle wie diese Geschehen immer wieder, denn die von Drogengangs beherrschten mehr als 1000 Favelas von Rio sind über die ganze Stadt verteilt. Im Herbst 2015 führte ein digitaler Irrtum ein älteres Ehepaar in eine tödliche Falle – die Navi-App Waze landete sie statt zu ihrem Ziel in eine Favela in Niteroi, wo die Frau erschossen wurde.
Der eigentliche Skandal sind allerdings nicht die Einzelfälle, sondern das Problem, auf das sie ein Schlaglicht werfen: Zahlreiche Regionen in Rio de Janeiro werden von Kriminellen territorial kontrolliert, regiert und terrorisiert – auch nach der Fußball-WM und den Olympischen Spielen mit der massiven Polizeipräsenz und einer neuen Polizeistrategie, die auch die Sicherheit in einigen Favelas herstellen sollte.
Stattdessen tobt die Gewalt, immer wieder sterben Menschen. Die, die am meisten von der Gewalt und den Konflikten betroffen sind, sind zudem nicht Touristen oder Brasilianer, die sich manchmal mit tödlichem Ausgang in die Viertel verirren, sondern die Bewohner der Favelas. Immer wieder werden Bewohner erschossen, geraten ins Kreuzfeuer von Polizei und Drogengangs. Das Sicherheitsrisiko ist für sie Alltag.