Er war der Junge, der wie kein anderes Kind für die Veränderungen der Favelas stehen sollte – nun starb er an einer Überdosis und wurde zum tragischen Symbol des Auf-und Abstiegs der Favelas.
Der 15-jährige Christiano T. wurde vergangene Woche bewusstlos aufgefunden, und starb wenig später. Noch vor sieben Jahren wurde der Junge, damals acht Jahre alt, zum Star der Favela Manguinhos in Rio de Janeiro.

Umgeben von hochrangigen Politikern: Der junge Christiano T. im gerade gebauten Schwimmbad (Screenshot: Extra)
In Badehose und Badekappe wurde er vom damaligen Präsidenten Lula vor einem Schwimmbad umarmt, umgeben von Politprominenz wie dem Gouverneur von Rio de Janeiro, Sergio Cabral, und Lulas Nachfolgerin Dilma Rousseff. Lula hatte zuvor ein Foto gesehen, auf dem sich der kleine Christiano in einem Wasserloch im lehmigen Boden seiner Favela suhlte.
Präsident Lula da Silva genoss damals große Anerkennung in den Armenvierteln – er zeigte sich gern volksnah und hatte Verständnis für die Sorgen der bedürftigen Bevölkerung. In der Favela Manguinhos ließ er ein Schwimmbad bauen, um die Favela aufzuwerten, die Armut zu reduzieren und dem kleinen Christiano und damit stellvertretend vielen anderen brasilianschen Kindern eine würdige Zukunft zu ermöglichen.
Werbegesicht für Veränderung
Christiano erschien auf dem Titelblatt aller Zeitungen, wurde zum Werbefoto für die PAC, die Infrastrukturprogramme der brasilianischen Regierung. Seine Mutter bekam einen Job, die Familie zog in eines der Häuser, die durch die Sozialprogramme gebaut wurden. Noch heute klebt ein überdimensionales Foto von ihm an der Wand der Krankenstation in der Favela Manguinhos in Rio. Christiano starb in der Einrichtung, in der er als Werbegesicht für die Zukunft diente.
Doch der Ruhm hielt nicht lange. Statt einer strahlenden Zukunft entgegen, ging Christiano den Weg vieler vernachlässigter Favelakinder: Schon mit 13 brach er die Schule ab. Zuhause lebte er mit der Mutter und zwei Schwestern. Die ältere 14-jährige Schwester ist schwanger und hatte wie Christiano auch die Schule verlassen.

Screenshot Brasil 247: Christiano spielt im Dreck in der Favela (l.), das verwahrloste Schwimmbad (Mitte, r.)
Christiano nahm Drogen, Freunde berichten von Crack-Problemen. Um das Schwimmbad in Manguinhos zog die Stadt hohe Mauern, weil sie Angst vor Vandalismus hatte. Die Wände sind beschmiert. Das Bad selbst ist verschmutzt, nicht mehr nutzbar. So ist Christiano noch immer ein Sinnbild der Entwicklungen der Favelas in Rio de Janeiro.
Aus den großen Erwartungen und einem Jungen mit Zukunft wurde eine Familie, die mit Problemen des Alltags kämpft und den ältesten Sohn verloren hat. Die Familie kämpft nun darum, dass sein Bild von der Krankenstation UPA entfernt wird. Präsidentin Dilma bedauerte den Tod des Jungen. Ex-Präsident Lula und Gouverneur Sergio Cabral ließen den Vorfall unkommentiert.