Mit einer TV-Ansprache hatte die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff nach den Massenprotesten am Wochenende auf die wachsende Unzufriedenheit reagiert. Kaum flimmerte Rousseff auf den Bildschirmen, begann die ganze Copacabana zu rasseln und zu scheppern. Viele Brasilianer hatten ihre Fenster geöffnet und schlugen auf Töpfe und Pfannen ein, während der gesamten Rede – “Panelaço” als Form des lautstarken Protestes.
Einer heute veröffentlichten Datafolha-Umfrage zufolge halten mehr als die Hälfte der Brasilianer – 62 Prozent – die Rousseff-Regierung für “schlecht” oder “schrecklich”. Anfang Februar waren es noch 44 Prozent. Durchschnittlich haben diejenigen, die Rousseff negativ bewerten, ein Haushaltseinkommen von zwei bis fünf Mindestgehältern. Auch die Kongressabgeordneten wurden kritisiert: Die Hälfte der Interviewten hält sie für “schlecht” oder “schrecklich”. 2842 Brasilianer wurden befragt.
Damit hat Präsidentin Rousseff die höchste Unzufriedenheitsrate seit dem Präsidenten Fernando Collor de Mello. Fernando Collor de Mello, der erste Präsident nach dem Ende der Militärdiktatur, wurde 1992 seines Amtes enthoben – begleitet von Panelaço-Geschepper. Mit Pfannen und Töpfen protestierten die Brasilianer damals gegen die unpopulären Maßnahmen wie Enteignungen, mit denen Collor de Mello die Inflation bekämpfen wollte.
Viele Favelabewohner halten dennoch zu Dilma Rousseff, obwohl sie die Korruption der Politiker ebenfalls kritisieren. Sie rechnen der Arbeiterpartei PT beziehungsweise Rousseff und ihrem Vorgänger Lula Programme wie “Bolsa Familia” und in den vergangenen Jahren gewachsene Aufstiegschancen für ärmere Brasilianer an.