Selbstgebastelte Sturmgewehre

Die Kids aus der Favela sind kreativ: Wenn sie kein Spielzeug besitzen, improvisieren sie eben. Auch Waffen. Ein DIY-Sturmgewehr, das in der Favela Santa Marta von der Polizei einkassiert wurde, zeigt wie täuschend echt eine selbstgebastelte Waffe aussehen kann – mit tödlichem Risiko.

Soldat mit Spielzeugwaffe (Screenshot Facebook)

Polizist mit einkassierter Spielzeugwaffe (Screenshot Facebook)

In Favelas, in denen sich Polizei und Gangs immer wieder Schießereien liefern, sitzt der Finger schneller am Abzug – und die Spielzeugwaffe kann im Labyrinth der Hütten, in ein paar Metern Entfernung und in der Dunkelheit mit einer echten Waffe verwechselt werden.

Tödliches Spiel

Thiago aus der Favela Santa Marta in Rio de Janeiro hat deshalb auf Facebook eine Debatte angestossen und warnt Eltern und Kinder vor dem gefährlichen Spielzeug: “Mit den Operationen und den ständigen Patrouillen in der Favela kann es ernst werden, wenn Jugendliche mit so einer Spielzeugwaffe durch die Favela laufen”, schreibt er. “Zur Selbstverteidigung und vor Schreck könnte der Polizist dann einen tödlichen Schuss abgeben und später, wenn die Tragödie passiert ist, ist es zu spät, um es ungeschehen zu machen”. Spielzeug solle etwas schönes sein – und nichts, was schlimme Konsequenzen hat.

Das Problem wurde bereits bei einem Community-Treffen in der Santa Marta diskutiert, auch bei Facebook tauschen sich nun viele Favelabewohner über das Waffenproblem aus. “Zu meiner Zeit war das noch eine Röhre mit einer Kugel”, sagt ein erstaunter Favelabewohner. Die moderne Version, das sogenannte “BOB”, das auf dem Foto abgebildet ist, orientiert sich dagegen stärker am Original – als “Patronen” dienen Bohnen, die auf den Gegner abgefeuert werden können.

Manchmal dienen aber auch Steine als Munition. Eine Frau kommentiert, dass eine Freundin von ihr beim Spielen fast blind geworden wäre.

In ganz Brasilien wird derzeit ein Verbot von Spielzeugwaffen diskutiert – weil immer wieder Plastikwaffen bei Überfällen eingesetzt werden. In Brasilia und in São Paulo wurden echt aussehende Spielzeugwaffen bereits verboten.

Der Politiker Prado, der die Initiative in São Paulo angestossen hatte, fordert sogar das Verbot von bunten Wasserpistolen, deren Einsatz bei Überfällen eher unwahrscheinlich ist. Es gehe darum, die Gewalt aus dem Alltag zu verbannen, findet er. Nur so lasse sich ein Umdenken in der Gesellschaft erreichen. Waffen, so die Hoffnung, sollten von Kindern und Jugendlichen fernbleiben und nicht verherrlichend oder verharmlosend präsentiert werden.

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