Es klang, als ob Häuser am Hang abrutschen oder wie ein Steinschlag – doch es waren Salven verschiedener Kaliber, die ohne Pause durch die Favela hallten. An mehreren Orten in der Rocinha wie Valão, Cachopa, Boiadeiro, Rua 2, Rua 4, vermutlich auch Vila Verde kam es heute Nacht wiederholt zu längeren Schießereien, so heftig wie schon lange nicht mehr.
Im Valão am Fuß der Rocinha sind die Straßen und Gassen wie leergefegt, dort fanden die heftigsten Schusswechsel statt. Informationen aus den sozialen Netzwerken zufolge waren Soldaten der Spezialeinheit BOPE dort etwa vor einer Stunde unterwegs und haben sich dann Richtung Rua 4 hochbewegt.
Da die Schusswechsel an mehreren Orten gleichzeitig stattfanden, und Polizisten der UPP zufolge von Drogendealern überrascht wurden, scheint es eine abgestimmte Operation der Drogengang gewesen zu sein.
Proteste im Zentrum
Auch in der Lapa in der Innenstadt war die Stimmung angespannt, wenn auch in einem ganz anderen Kontext. Zum Jahrestag der Sozialproteste vom vergangenen Jahr hatten heute in Rio Beobachtern zufolge etwa 1000 Menschen protestiert und sich unter die Touristen und Feiernden gemischt, die auf der Partymeile unterwegs waren.
Die Polizei hat wieder Tränengas eingesetzt, mehrere Personen wurden festgenommen. Einige Bars haben die Türen mit den Gästen im Inneren abgesperrt.
In den sozialen Netzwerken wurde heute auch an Rafael Vieira erinnert, den einzigen, der bei den Sozialprotesten im vergangenen Jahr festgenommen wurde – und der bis heute im Gefängnis sitzt. Dem 25-jährigen warfen die Sicherheitskräfte vor, brennbare Reinigungsmittel dabeigehabt zu haben, die sich zu Sprengstoff umfunktionieren lassen.