Bei unseren Favela-Podiumsdiskussionen in Deutschland sind viele Besucher erstaunt, wie viel Positives (vom digitalen Wandel bis zum politischen Engagement oder Kreativität der Favelabewohner) sich aus den Armenvierteln von Rio de Janeiro berichten lässt. Doch zur Zeit häufen sich leider auch die schlechten Nachrichten aus Rio.
In den Favelas prallen Polizei und Drogengangs immer heftiger aufeinander – während die WM naht, treten die Gangs in vielen Favelas wieder selbstbewusster auf und werden wieder sichtbarer im öffentlichem Raum. Sowohl Favelabewohner als auch Polizisten sind bei den Auseinandersetzungen der letzten Tage und Wochen ums Leben gekommen. Auch als Reaktion auf den Mord an einer 28-jährigen Polizistin führt die Polizei gerade verstärkt Razzien durch, die die Gewalt verstärkt eskalieren lässt.
Sechs Menschen wurden bei Razzien in Favelas erschossen, bei einer Operation in der Favela Morro do Juramento wurden vier weitere der Polizei zufolge leicht verletzt. In der Favela Morro do Juramento war das Auto entdeckt worden, aus dem die tödlichen Schüsse auf die Polizistin abgefeuert worden waren. Favelabewohner regen sich in den sozialen Netzwerken darüber auf, dass die Medien Erschießungen von mutmaßlichen Drogendealern hinnehmen würden – und oft erst geschossen, dann nachgeforscht werde, ob der Favelabewohner tatsächlich zur Gang gehörte.
In Rio wurde außerdem ein Jugendlicher zusammengeschlagen – wohl ein Akt der Selbstjustiz. Die Täter hatten den Jugendlichen nackt an ein Verkehrsschild gekettet, wo er gefunden wurde. Angeblich gehörte der Junge zu einer Gruppe, die für Diebstähle bekannt sind.
Außerdem ist in elf Bundesstaaten Brasiliens der Strom ausgefallen – mindestens 40 Minuten mussten die Brasilianer warten, bis sich die Lage wieder normalisierte. Willkommen im Land der WM.
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