Eröffnung des Deutschlandjahres: Bundespräsident Joachim Gauck stattet bei seiner Brasilienreise auch der Favela Santa Marta in Rio de Janeiro einen Besuch ab.
Nach seinem Kolumbien-Besuch ist der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck nun in Brasilien eingetroffen, wo er mit der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff das Deutschlandjahr in Brasilien eröffnet. Mit mehr als 300 Veranstaltungen und Projekten möchte Deutschland sich während des Deutschlandjahres in Brasilien als facettenreicher Partner präsentieren, kulturell, politisch und wirtschaftlich.
Eine staatliche Imagekampagne also, die die deutsch-brasilianischen Verbindungen noch einmal verstärken und vertiefen soll, pünktlich vor den Großereignissen WM 2014 und Olympia 2016 in Brasilien. Mit Brasilien verbindet Deutschland als einzigem Land in Lateinamerika eine sogenannte “strategische Partnerschaft” und der Gigant mit seinen 200 Millionen Einwohnern ist zudem Deutschlands wichtigster Handelspartner in Lateinamerika.
Favelabesichtigung inzwischen Pflichtstation
Auch durch die deutsche Einwanderung nach Brasilien und die Präsenz von etwa 1200 deutsch-brasilianischen und deutschen Unternehmen bestehen seit Jahrzehnten vielfältige Verbindungen zwischen den beiden Ländern.
Bei Besuchen ausländischer Staatsoberhäupter und Politiker in Rio de Janeiro stehen seit wenigen Jahren auch Besuche in befriedeten, also von der Polizei besetzten Favelas auf dem Programm: Mit der Präsentation der Armenviertel will Brasilien seinen Wandel demonstrieren, denn jahrzehntelang hatte die Regierung die Armenviertel sich selbst überlassen.
Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck wird daher die Favela Santa Marta besuchen, ein Klassiker. Die kleine Favela liegt auf einem Berg mitten im Innenstadtbezirk, sie war 2008 die erste Favela, die besetzt wurde, und wird von brasilianischen Politikern gerne als Positivbeispiel für die Befriedungsstrategie präsentiert.
Mehr Tourismus und Sicherheit, Nachholbedarf bei der Infrastruktur
Tatsächlich hat eine Bevölkerungsumfrage ergeben, dass durch die Polizeipräsenz die Sicherheit in der Favela gestiegen ist – allerdings gab Korruptionsfälle bei der Polizei und Bewohner beklagen sich, dass die Verbesserung der Infrastruktur zu langsam vor sich gehe.
Die kleine Seilbahn, die die Favelabewohner jetzt den steilen Berg hochtransportiert ist immerhin jedes Mal gut mit Menschen und Einkaufstaschen gefüllt, und einige Favelabewohner haben sich als Touristen-Führer neue Einkommensmöglichkeiten geschaffen.
Aufgrund der Lage in der Innenstadt, der Überschaubarkeit und damit auch Sicherheit der Favela und attraktiver Besichtigungspunkte wie dem knallbunt bemalten Praça Cantão (siehe Foto oben) ist die Favela Santa Marta inzwischen ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Manchmal laufen Horden durch die kleinen Gassen den Berg hinauf und hinunter – was nicht alle Bewohner als positiv begrüssen.